Kurzportrait 3 – Johannes Wolters, INDAC
Johannes Wolters ist freischaffender Journalist mit einem großen Herzen für den Animationsfilm,
obwohl er selbst weder Zeichner noch Animator ist. Er wohnt in Köln und pflegt nicht nur dort Kontakte zur Trickfilm-Community in Deutschland. Mit der Online-Plattform „INDAC“ (International Nights and Days of Animation Cologne) hat er ein Netzwerk aufgebaut, um Trickfilmschaffenden in Deutschland Möglichkeiten zu bieten, sich miteinander bekannt zu machen und gemeinsam die deutsche Animationsfilmszene zu stärken.
http://indac.org/#section-was-ist-indac
Denn obwohl in Deutschland viele Filmproduktionen reichlich mit Special Effects und Tricksequenzen ausgestattet produziert werden, stehen der Zeichenfilm und die 3-D-Animation in breiten Teilen der Gesellschaft noch immer in dem Ruf, nur für Kleinkinder bis vier Jahre interessant zu sein. Das ist sehr traurig, denn bei einer so eng gefassten Zielgruppe können sich keine nachhaltigen professionellen Produktionsstrukturen entwickeln, die ein großes Publikum erreichen. Schlampige Filmjournalisten können die beiden unterschiedlichen Produktionsformen nicht einmal voneinander unterscheiden; so liest man in Rezensionen zu 3-D-Animationen immer mal wieder, es handele sich hier um „Zeichentrick“!
Grundsätzlich ist das deutsche Publikum durchaus offen für moderne Trickfilme – hierzu hat unter anderem die Computer-Games-Industrie entscheidend beigetragen, weil eine breite Masse jugendlicher, aber auch älterer Spielfreudiger sich gerne mit animierten Spielen die Zeit vertreibt. Und die erwachsen gewordenen Comic-Leser aus den 50er und 60er Jahren stehen dem Comic und dem Zeichenfilm weit offener gegenüber als die Generation ihrer Eltern, die Comics und bebilderte Bücher noch als Schundliteratur abtaten. An dieser Geisteshaltung, die Comics und Trickfilme als unseriös abstempelt, krankt die deutsche Trickfilm-Industrie, deren hoffnungsvolle Anfänge in den Wirren des Zweiten Weltkrieges nachhaltig zerstört wurden, bis heute.
Neben den Möglichkeiten zur Vernetzung der Mitglieder untereinander arrangiert INDAC Möglichkeiten für Trickschaffende, an Pressevorführungen kommender Kinoproduktionen teilzunehmen. So können sie sich von den großen, meist amerikanischen Filmen inspirieren lassen und eigene Rezensionen dazu für den INDAC-Blog verfassen. Fragen an die amerikanischen Produzenten, die nicht selten mit angereist sind und gerne Auskunft zu ihren neuesten Werken geben, können sie stellen und beantworten lassen. So erhalten die Animationsschaffenden einen wertvollen Einblick in die Arbeitsweise der professionellen Filmindustrie.
Wer noch dazulernen möchte, kann an einer der von INDAC organisierten Masterclasses teilnehmen. Im Blog-Bereich findet man außerdem aktuelle Veranstaltungen, Tagungen und Festivals, zu denen man sich anmelden kann.
Wessen Herz für den Trickfilm schlägt, sei es CGI, VFX, 3-D-Animation oder der klassische amerikanische, japanische oder sonstige Zeichenfilm, werde ein INDAChs und stärke die deutsche Animationsszene: www.indac.org.