Filmtitel aus PANs Studio – BONANZA
In den Anfangszeiten von PANs Studio, also in den 60er und 70er Jahren, mussten Filmtitel noch mühsam von Hand gezeichnet werden. Dazu trug man mit – meist weißer – Farbe und mit Hilfe einer Ziehfeder jeden einzelnen Buchstaben sorgfältig auf durchsichtige Folie auf.
Diese konnte nach dem Trocknen am Tricktisch auf ein Hintergrundbild gelegt werden, so dass hinter den Buchstaben das Bild sichtbar blieb.
Damit keine Fingerabdrücke und Flecken auf der Folie entstanden, trug der Titelzeichner weiße Baumwollhandschuhe mit abgeschnittenen Fingerenden. Für gerade Linien verwendete er ein Lineal und eine Ziehfeder. Rundungen malte er mit dem Pinsel.
Warum weiße Farbe? Am einfachsten war es, wenn man unter der Trickkamera am Tricktisch einen weißen Titel aufnahm oder in einen Hintergrund einbelichtete, Der weiße Titel überstrahlte den Hintergrund. Und wenn er mit Unterlicht aufgenommen werden sollte, verwendete man durchsichtige Schriften mit schwarzem Umfeld (Reprofilm).
Wenn z. B. ein im Original englischer Titel durch einen deutschen ersetzt werden sollte, bekam das Studio den Film ohne Titel (Titelbackground, meist als Zwischenpositiv), die übersetzte Titelliste und eine Arbeitskopie des Originals, aus der zu ersehen war, wo welcher Titel erscheinen soll.
Wer mag, kann bei älteren, analog hergestellten Filmen darauf achten: die Titel sind meistens weiß.
Farbige Titel erforderten weitere Arbeitsschritte: Mit Masken musste im ersten Arbeitsgang der Hintergrund abgedeckt aufgenommen werden, bevor der farbige Titel einbelichtet werden konnte. Denn sonst hätte durch den Titel der reale Hintergrund durchgeschienen.
Beliebt und heute noch üblich sind Rolltitel am Ende des Films. Mit Hilfe von Farbfolienschnipseln unter der Reprofilm – Titelvorlage konnten auch hier farbige Titel entstehen.
PANs Studio hat lange Zeit vom Titel- und Filmgrafik-Herstellen gelebt. Zum Beispiel entstanden hier viele Statistiken, Kartentrickteile, bewegte Firmenlogos und Titelteile (beispielsweise) für hundert Folgen BONANZA. Vielleicht kann sich noch jemand an diese beliebte Vorabendserie erinnern:
Das ewige Titelzeichnen konnte für einen kreativen Geist wegen seiner Eintönigkeit ziemlich langweilig werden, und so machte einer der damaligen Mitarbeiter, Klaus G., seinem Frust Luft:
Im Laufe der Zeit kamen Letraset-Buchstaben zum Einsatz, die von großen Bögen mit vielen Einzel-Buchstaben auf Folie aufgerubbelt werden mussten. Natürlich waren R, S und E immer zuerst alle, und seltener genutzte Buchstaben blieben übrig.
Dass die meisten Zuschauer beim Abspann schon den Saal verlassen, ist für den „Titelbullen“ (diesmal eine Wortschöpfung von Klaus G.) absolut unverständlich. So etwas würde den Mitarbeitern von PANs Studio niemals einfallen! Sie wollen immer wissen, wer alles an dem Film mitgewirkt hat. Manchmal wird im Titel sogar erwähnt, wer den Titel gestaltet hat. Also bitte sitzen bleiben beim nächsten Mal im Kino! Sonst verdecken Sie den Titel für den interessierten Zuschauer. Und wenn auch das gedimmte Licht angeht und die freundliche Dame mit dem Staubsauger in der Hand fragt, ob sie schon mal anfangen kann – hey, NEIN! Wir möchten bitte das Ende des Films auch noch sehen! Auch wenn draußen schon die Zuschauer für den nächsten Film warten. Das haben wir wirklich schon erleben müssen.
Genauso fürchterlich finden wir die Unart, Texte zu veröffentlichen, die vor Fehlern nur so strotzen! IN EINEM TITEL DURFTE KEIN NAME FALSCH GESCHRIEBEN SEIN, denn ein unbemerkter und vom Kunden später beanstandeter Fehler hätte bedeutet, dass hunderte von Filmkopien hätten neu gezogen werden müssen, nur weil z. B. im Namen der Hauptdarstellerin ein „n“ fehlt. Das hätte schnell den finanziellen Ruin eines Titelstudios bedeuten können. Deshalb sehen PANs-Studio- „Titelbullen“ und „Titelkühe“ jeden Fehler, redigieren Texte mehrfach und fragen lieber einmal nach, wenn bei einem Titel Zweifel bestehen.
Okay, jetzt lehne ich mich weit aus dem Fenster – natürlich sind auch „Titelbullen“ Menschen und nicht unfehlbar – wer auf PANs Studios Seiten einen Fehler findet, melde ihn bitte an info@pans-studio.de. Er wird umgehend korrigiert.
Titelhelden spüren beinahe körperliche Schmerzen, wenn sie fehlerhafte Schilder sehen, die Deppen-Apostrophe enthalten oder sonst falsch geschrieben sind. Und was spüren Sie, wenn Sie das hier sehen: „Entreè“ (gesehen als gestanztes Blechschild mit erhaben hervorstehenden Buchstaben bei einer Bergbahn im Allgäu). Augenschmerzen? Dann passen Sie zu uns. Genauso, wenn Sie den ganzen Beitrag gelesen haben. Danke für Ihre Aufmerksamkeit!