PANs Studio und der Fall der Berliner Mauer
Dies ist Aygüns Geschichte vom Mauerfall: Wir schreiben das Jahr 1989.
Aygün Völker kennt zwar schon ihren späteren Ehemann Peter Völker und durch ihn auch den Firmengründer von PANs Studio, Dieter Parnitzke, aber im November 1989 arbeitete sie gerade für Thilo Rothkirch von Cartoon Film.
Am 9. November 1989 trat der amerikanische Saxofonist Big Jay McNeely im Quasimodo auf. Die Show begann erst gegen 22:00 Uhr, und Aygün hatte mit ihrer besten Freundin verabredet, dass Aygün nach dem Auftritt bei ihr übernachten würde, denn sie wohnte in Wilmersdorf. Das war nah genug am Veranstaltungsort, um sowohl hin als auch zurück mit dem Fahrrad zu fahren. Einen Schlüssel für die Wohnung hatte sie auch, um sich dann – voraussichtlich mitten in der Nacht – leise hineinzuschleichen und vor der Arbeit am Freitag noch ein bisschen zu schlafen.
Kein Radio gehört, nicht ferngesehen, nichts mitbekommen von Schabowskis Rede und den sich sammelnden Menschen an den Grenzübergängen.
Als Aygün sich nach dem Konzert gegen 3:00 Uhr in der Frühe auf den Weg zur Wohnung der besten Freundin machte, dachte sie: Jetzt wird alles schön autoleer und menschenarm sein auf den Straßen – aber weit gefehlt! Was war denn das?! Massen von Menschen strömten auf und ab. Aygün dachte: “Moment. Für Berufsverkehr ist es eindeutig zu früh. Eine Demo? Aber warum mitten in der Nacht?“ Sie fragte einen Polizisten, der gerade dabei war, eine Straße abzusperren: „Entschuldigen Sie mal, was ist hier eigentlich los?“ Und er sagte nur: „Na, die Mauer ist doch offen!“ Aygün war perplex, fuhr aber erstmal wie verabredet zur Freundin. Ein paar Stunden später, am Frühstückstisch, erzählte sie natürlich gleich davon und rief angesichts der ungläubigen Blicke: „Schaltet mal das Radio ein!“ Und dann das Gleiche nochmal bei allen Kollegen von Cartoon Film. Keiner konnte es glauben. Die meisten hatten wirklich nichts mitbekommen. Erst als in den nächsten Tagen in Berlin das Chaos ausbrach und man erstmal vier U-Bahnen durchfahren lassen musste, ehe man in dem Menschengewimmel auf dem Bahnhof bis in die erste Reihe vorgedrungen war und mitgenommen werden konnte, wird wohl auch der letzte Berliner bemerkt haben, dass alles ganz anders und Deutschland grenzenlos geworden ist! Lange musste der Insulaner warten, aber seine Insel ist wieder schönes Festland geworden.
Idee und Umsetzung: PANs Studio – Aygün Völker