INDAC – Event: Die Unglaublichen 2
INDAC-Event: Die Unglaublichen 2 im Cinemaxx am Potsdamer Platz am 20.08.2018
Johannes Wolters von INDAC macht es immer wieder möglich, dass Trickfilmschaffende
in deutschen Metropolen die Möglichkeit bekommen, neue Kinoproduktionen vor dem Kinostart anzusehen, sich davon für die eigene Arbeit inspirieren zu lassen und im Gegenzug eine Rezension für den INDAC-Blog zu schreiben. Manchmal ist der Film noch nicht fertig, so dass nur Teile zu sehen sind, manchmal noch nicht mit allen Shadern und Oberflächen versehen, manchmal lassen die angereisten Produzenten auch Einblick ins Storyboarding, das Making-Of und den Schaffensprozess zu, erklären, warum verworfene Erzählstränge doch nicht in den Film kamen und stellen sich Fragen aus dem Publikum.
Diesmal sahen wir am 20.08.2018 im Cinemaxx am Potsdamer Platz den zweiten Teil von „Die Unglaublichen“ von Disney/PIXAR in 2D und bereits Deutsch synchronisiert.
Im ersten Moment verwirrend ist die Tatsache, dass der zweite Teil direkt und ohne Pause an das Geschehen im ersten Teil anknüpft, obwohl im wirklichen Leben mehrere Jahre vergangen sind, bevor der zweite Teil in die Kinos kommt. Wie schon im ersten Teil hat bei der Story Brad Bird (u.a. „Der Gigant aus dem All“, „Rat(t)atouille“) federführend mitgewirkt, ein Studienkollege von John Lasseter, dem gerade zur Ruhe gesetzten langjährigen und erfolgreichen Chef der PIXAR-Studios und Chef der Disney-Animation-Studios, der auch hier wieder maßgeblich beteiligt war. Disney/PIXAR steht ohnehin in dem Ruf, als eines von wenigen Studios in der Lage zu sein, erfolgreiche Sequels zu produzieren, die dem Original nicht nur nicht nachstehen, sondern es sogar übertreffen. So wie beispielsweise bei der Toy Story – Trilogie.
Brad Bird genießt außerdem den Ruf, mit seiner filmischen Erzählweise auch beim europäischen Publikum gut anzukommen, was durchaus nicht allen amerikanischen Filmemachern gelingt.
Die mitgebrachten Erwartungen waren also hoch, und sie wurden nicht enttäuscht. Auch wenn die Technologie sich immer weiter entwickelt, hatte schon der erste Film der Unglaublichen sehr hohe Standards in Design und 3-D-Animation gesetzt, die hier nicht so deutlich übertroffen wurden wie z. B. bei Toy Story 1 gegen Toy Story 2 und 3, Findet Nemo gegen Findet Dorie und bei der Monster AG verglichen mit der Monster Universität, deren Sequels von verbesserten Programmier- und Animationsprozessen deutlich profitierten. Bei den Unglaublichen 2 fiel als herausragend illuminierte Szene der Kampf zwischen Elastigirl und dem Bösewicht Screenslaver deutlich auf, die eine Weiterentwicklung darstellte, weil die halsbrecherischen Bewegungen der Verfolgungsjagd im grellen Licht von blitzenden Stromleitungen fast der hochgelobten Hand-Drawn-Animation glichen, der hier aber eine dritte Dimension verliehen wurde. Sehr faszinierend!
Die Geschichte des Filmes lebt von dem unerschütterlich guten und konservativen Wertekostüm der Unglaublichen auf der einen Seite, die immer noch um ihre Rehabilitierung in einer Gesellschaft ringen, in der Versicherungen gar kein Interesse daran haben, dass Superhelden die Welt retten und dabei Kollateralschäden verursachen, und dem Spannungsbogen eines wütenden Bösewichtes auf der anderen Seite, der die Gesellschaft verachtet, weil sie aus Bequemlichkeit lieber nach der Hilfe von Superhelden schreit, anstatt selbst tätig zu werden, um Bösewichte und Unglück abzuwehren.
Dass diesmal hauptsächlich die Superheldin Elastigirl gefragt ist und nicht Mr. Incredible, der sich zähneknirschend um die Familie kümmert und dabei scheitert, sorgt beim Zuschauer für einige Heiterkeit. Wer den Kurzfilm Jack Jack Attack gesehen hat, weiß bereits, dass gerade das so harmlos wirkende Baby Jack Jack gleich mit mehreren Superkräften ausgestattet ist, was hier in einer urkomischen Sequenz zu Tage tritt, in der Jack Jack im Garten mit einem Waschbär kämpft. Auch die Superanzug-Designerin Edna hat wieder einen wunderbaren Auftritt und erweist sich als erstaunlich gut im Umgang mit Babies.
Der eigentlich Unheimliche in der Geschichte ist der gedächtnis-löschende Geheimdienst-Chef, der den Superhelden zwar freundlich gesonnen ist wie ein alter Freund, aber durch die erschreckenden Geheimdienst-Praktiken, die er ohne Skrupel anwendet, verstört.